Der Anfang (The beginning)
Es gab in der DDR in den 60-igern eine Reglung, dass nur Mannschaften in eine höhere Klasse aufsteigen können, wenn sie Nachwuchsarbeit nachweisen können und dann eine daraus entstehenden Mannschaften in den Spielbetrieb eingliedern.
Ein Arbeitskollege meiner Tante, Schachfreund Sadlowski, ging durch die Abteilungen seiner Firma und sprach alle Mitarbeiter an, ob sie jemand wüssten, der Schach lernen möchte. Als ich die Frage meiner Tante bejahte, ging ich in den Schachverein Lokomotive Erfurt, der in einem Speisesaal der Deutschen Reichsbahn, gleich am Bahnhof Erfurt trainierte. So wurde ich am 1. Oktober 1964 mit 12 1/2 Jahren Mitglied und erlernte das Schachspiel. Da ich mit meinen Geschwistern Hannelore und Thomas vorher bereits Dame und Mühle gespielt habe, brachte ich ihnen das Erlernte auch bei und nahm sie wenige Monate später mit in den Schachverein.
Unser Training war samstags von 15-18 Uhr. Ich hatte mir aus der Bibliothek Schachlehrbücher, wie z.B. von Pachmann (Strategie und Taktik) besorgt und mein Trainer Herbert Dennstedt konnte nicht lange mithalten. Er war Orthopädie-Schuhmacher und opferte oft sein ganzes Wochenende für das Training am Samstag und die Fahrten zu den Punktspielen am Sonntag. Am Samstag wurden oft kleine Schachturniere durchgeführt und Ansage-Blitzschach.
Ich warb noch das Nachwuchstalent Klaus-Peter Zuncke (später Sammlung von Schachproblemen mit 61.807 orthodoxen Miniaturen https://de.wikipedia.org/wiki/Schachdatenbank) von Medizin Erfurt ab, der in der gleichen Strasse wohnte wie ich und mit den Schachfreunden Ellenberg und Bitterberg hatten wir eine Mannschaft. Das erste Brett war ich, meine Schwester spielte am 4. Brett und mein Bruder Thomas am 6. Brett. 1968 wurde unsere Jungenmannschaft DDR-Meister (Pionierpokalsieger) und Thomas fiel dem Trainer Heinz Rätsch sehr positiv auf und er bekam einen Freiplatz im Schüler-Finale.
Mir reichte das Training nicht mehr am Samstag und ich ging dann noch Dienstag und Donnerstagabend zum Männertraining und musste sogar gegen dicke Zigarren bei der Vereinsmeisterschaft der Männer antreten.
Die Deutsche Reichsbahn (im Staatseigentum) war sozusagen der Sponsor für Lokomotive Erfurt, denn wir erhielten Freifahrtscheine für die Fahrten mit der Eisenbahn und es wurden fast alle Kosten übernommen.
In der Erweiterten Oberschule (entspricht heute dem Gymnasium) kam ich zu Fehlzeiten von rund 3-4 Wochen wegen Teilnahme an Schachturnieren im Halbjahr. Ich machte das Abitur mit Berufsausbildung.
Ich gewann 1968/69 das Meissener Nachwuchsturnier und mit Jugendmannschaft von POST Dresden 1969 den FDJ-Pokal mit der besten Einzelwertung am 1. Brett
So war das damals ...